Die Schattenschwester by Riley Lucinda

Die Schattenschwester by Riley Lucinda

Autor:Riley, Lucinda [Riley, Lucinda]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: hist. Roman
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2016-10-17T05:00:36+00:00


* * *

An jenem Abend war der Bräutigam zu Floras Erleichterung aus dem Haus verbannt und schlief nicht weit von High Weald entfernt bei den Sackville-Wests in Knole. Die Brautgesellschaft nahm das Abendessen im großen Speisesaal ein, der von Hunderten von Kerzen in Kronleuchtern erhellt wurde. Flora kannte die anderen Brautjungfern bereits aus London, und geübt, wie sie inzwischen war, gelang es ihr, ihre Gedanken schweifen zu lassen, während sie Konversation machte.

Ihre Mutter wirkte glücklicher, als sie sie jemals erlebt hatte, und sogar ihr Vater war an diesem Abend ausgesprochen gut gelaunt. Seine Lieblingstochter hatte den Fisch geangelt, den er sich so sehr für sie gewünscht hatte; dafür hatte er das Anwesen der Familie geopfert.

Flora war froh, als die Braut in spe verkündete, sie wolle sich zurückziehen, und Flora mit nach oben nahm.

»Dies ist meine letzte Nacht allein«, bemerkte Aurelia und setzte sich an ihren Frisiertisch, wo Flora ihr half, ihre langen blonden Haare auszukämmen.

»Tatsächlich? Ich dachte, wenn man verheiratet ist, kann man allein schlafen, wann immer man möchte«, spottete Flora. »Mr und Mrs Keppel haben jedenfalls getrennte Schlafzimmer.«

»Das wundert mich nicht.«

»Wie meinst du das?« Was sie meinte, war Flora klar, aber sie wollte es aus dem Mund ihrer Schwester hören.

»Kannst du dich nicht in den armen Mr Keppel hineinversetzen? Ganz London weiß über Alice und den König Bescheid. Du doch sicher auch, oder?«

»Sie sind eng befreundet, ja.« Floras Miene verriet nichts.

»Bist du wirklich so naiv zu glauben, dass sie nur Freunde sind? Alle wissen, dass …«

»Alle wissen, was sie wissen wollen. Ich lebe unter ihrem Dach und habe nichts Unschickliches in ihrer Beziehung gesehen. Wie sollte Mr George das, was du andeutest, auch tolerieren können? Er ist ein sehr stolzer und integrer Mann, und Mrs Keppel liebt ihn abgöttisch.«

»Wenn du das sagst.«

»Ja. Wie Mrs Keppel ist mir das Gerede der Leute egal. Es ist wie Nebelschwaden, die sich verziehen.«

»Die ›Nebelschwaden‹ von Mrs Keppel und dem König sind eher eine Nebelglocke, die über London hängt.« Als ihre Blicke sich im Spiegel trafen, wurde Aurelias Miene sanfter. »Lass uns die unvollkommenen Ehen vergessen und uns auf die meine konzentrieren, die ich so vollkommen zu gestalten hoffe, wie es mir möglich ist.« Sie erhob sich von dem Hocker und ging zum Bett. Flora schlug die Decke für sie zurück.

»Gute Nacht.« Flora küsste Aurelia sanft auf die Stirn, legte sich in ihr eigenes Bett und löschte das Licht.

»Flora?« In der Dunkelheit klang Aurelias Stimme sehr leise.

»Ja?«

»Glaubst du … es wird wehtun?«

Flora durchzuckte spitzer Schmerz. Sie schwieg kurz, bevor sie antwortete. »Offen gestanden, weiß ich es nicht. Aber ich glaube, Gott würde es in seiner Güte nicht zulassen, dass wir leiden müssen, wenn wir einem Mann unsere Liebe zeigen oder Kinder schenken wollen.«

»Man munkelt so einiges.«

»Gerüchte.«

»Ich möchte ihm Vergnügen bereiten.«

»Das wirst du auch. Versuch, keine Angst zu haben. Soweit ich gehört habe, ist das das Geheimnis.«

»Tatsächlich?«

»Ja.«

»Danke. Noch einmal gute Nacht, liebste Schwester. Ich hab dich lieb.«

»Und ich dich.« Die Frauen schlossen die Augen und schliefen ein. Und träumten von ein und demselben Mann.



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